Fasnetgeschichte in Wendelsheim

Die Wendelsheimer Bevölkerung war schon Jahrzehnte vor der Gründung der heutigen Narrenfreunde eine lebendige und aktive "Fasnetsgemeinde". Es gab wohl schon zu allen Zeiten Wendelsheimer, ob Kinder oder Erwachsene, die Spaß an der Fasnet hatten und sich in der Fasnetszeit verkleideten. So sind zum Beispiel aus den 50er und 60er Jahren Wagenrennen mit verkleideten Personen (zumeist als Clowns) bekannt.

Alles war aber sehr individuell und war von einem Fasnetverein noch weit weg. Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre hatte eine Gruppe von Wendelsheimern (die Bachbudel = die Einwohner die rund um das Bachgebiet wohnten) als Wendelsheimer Rattenwedel die ersten Ansätze eines Vereins und gingen mit einer größeren Gruppe, als Ratten verkleidet, in die Wendelsheimer Fasnetsgeschichte ein. Ausser beim örtlichen Kinderumzug nahmen Sie auch beim Rottenburger Umzug teil.Doch leider fiel die Gruppe nach einiger Zeit wieder auseinander und die Ratten verschwanden wieder von der Bildfläche.

 

Jahre später, nämlich Anfang 1988 trafen sich einige junge Wendelsheimer, um dieFasnet in Wendelsheim nun endgültig mit einem Verein zu aktivieren. Im März 1988 trafen sich Konrad Amann, Peter Baur, Elmar Belser, Ingo Haspel, Jürgen Karrer, Dieter Karrer, Joachim Maul und Holger Wenz erstmalig, um eine entspechende Fasnet in Wendelsheim auf die Beine zu stellen. Anfangs war allerdings noch nicht klar, welche Figuren in Wendelsheim dargestellt werden sollten.

Aus den Vorjahren gab es ja die Idee der Wendelsheimer Ratten und die völlig verschiedenen Hexen und Clowns aus den 50er und 60er Jahren. Durch viele Gespräche, Sitzungen und Nachforschungen wurden zwei Figuren herausgesucht, von denen die eine sofort und die andere ein Jahr später verwirklicht werden sollten. Die erste Figur sollte eine Hexe sein, die letzendlich dann als Wendlazzer Fleggahex ins Leben gerufen wurde. Die Hexe als solche konnte aufgrund eines Auszuges im Heimatbuch auf eine solide, historisch aber nicht bewiesene Basis gestellt werden. Im Heimatbuch von E. Schopp ist nämlich zu lesen, daß zwei Frauen von Wendelsheim im 17. Jahrhundert dem damaligen Hexenwahn zum Opfer gefallen sein sollen.

 

Da nichts genaueres herauszufinden war, konnten wir uns selber überlegen,wie die Hexe wohl ausgesehen haben könnte und wie sie wohl in Erscheinung trat. Deshalb haben wir in Wendelsheim vier Bereiche (Flurbereiche) herausgesucht, in der eine Hexe ihr Unwesen hätte treiben können. Diese Bereiche waren der Steinbruch, das Bachgebiet, der Schloßgraben und der Weinberg. So gab es also am Anfang zwei Steinbruchhexen, zwei Bachhexen, zwei Schloßgrabenhexen und zwei Wengerthexen, die wir insgesamt als "Wendlazzer Fleggahexen" bezeichneten.

 

Gleich im zweiten Jahr kamen zu den 8 ersten Hexen 9 Neue dazu und der Trutzkopf wurde ins Leben gerufen. Der Trutzkopf - ein Weißnarr - ist die zweite der Wendelsheimer Narrenfiguren. Sein Name geht auf eine Fratze (tier-menschähnliches Wesen) zurück, die im Torbogen-Abschlußstein der ehemaligen Kelter eingehauen war.Heute ist diese Fratze an der süd-östlichen Seite der Kronenscheuer zu sehen. In der Nähe befand sich die in Stein gehauene Jahreszahl 1751, woraus geschlossen werden kann, daß auch die Fratze aus dieser Zeit stammt. Der Stein mit der Jahreszahl befindet sich heute am rechten Scheunentor der Zehntscheuer.
Zur Narrenfigur gehört die Maske mit Kopfbehang, das Häs bemalt mit einer Blattranke von der Königsrebe, weiße Handschuhe, schwarze Schuhe und eine Stockkarpatsche.
Wer mehr über beide Figuren erfahren will, kann die Einzelheiten in der Rubrik "Häs" nachlesen.